Symposium der DWG Deutsche Werbewissenschaftliche Gesellschaft am 4.7.2024 in Berlin (in Kooperation mit eye square und concept m Institut)
Zwischen Illusionskunst und Geschäftsmodell. Das Symposium der DWG erkundet Künstliche Intelligenz
Natürlich oder künstlich? Vertraut oder entfremdet? Real oder fiktional? Wahrscheinlich oder unwahrscheinlich?
Vor fünf Jahren haben wir den 12. Effizienztag der Deutschen Werbewissenschaftlichen Gesellschaft der digitalen Innovation und Transformation gewidmet. Inzwischen gehören Werkzeuge der generativen KI zum Alltag. Wir sind beeindruckt von den Erfahrungen, irritiert von den Halluzinationen und mehr oder weniger euphorisch bis verängstigt über das, was uns noch bevorstehen könnte. In jedem Fall wird die KI unsere Auffassungen von Marken, Marktkommunikation und Wirklichkeitskonstruktion verändern.
Damit wir nicht zum Spielball jener werden, die das Programm bestimmen, sondern unberechenbar und nicht-trivial bleiben!
Zeit also für ein Update!
Programm – Vormittag
Ab 09:00
Doors open – Frühstücksempfang
09:30 – 09:45

Eingangs beschwor DWG-Präsident Prof. Dr. H. Dieter Dahlhoff „den Markenkern der DWG mit ihrer wissenschaftlichen Fundierung und dem daraus resultierenden Theorie-Praxis-Transfer“. DWG-Vorstandsmitglied und Moderator Professor Dr. Jürgen Schulz von der Universität der Künste Berlin, verwies zur Einstimmung auf den Touring-Test, der als Imitationsspiel der Computer gedacht war, bei der die Künstliche Intelligenz ursprünglich der Illusionskunst diente. „Mit dem Impression-Management bzw. der Eindrucksvermittlung von Unternehmen und Marken“, so Schulz, sei die „Werbewissenschaft ja mit Illusion bestens vertraut“. Damit war der Reigen für vier Themenblöcke eröffnet.
Dirk Ziems und Thomas Ebenfeld von concept m stellten auf Grundlage ihrer morphologischen Grundlagenstudien das Erleben von Profis der Marktkommunikation vor. Hier erscheint die KI als „Wunderkind und Angstgegner“.
Fotos in der Collage: Antonia Schneider.
Erleben von KI
09:45 – 10:15
10:15 – 10:45
Dr. Julia Nitschke von eye square zeigte im Anschluss in ihrem Vortrag, wie in ihren empirischen Studien zum Erleben von Laien ein „neuro-semiotisches (Post-) Krisenmodell“ Kontur annimmt. Svenja Lorenz, Social-Media-Redakteurin bei ZEIT ONLINE, berichtete von eigenen Experimenten, bemerkenswerten Leistungen der KI und beruhigte, dass nach ihren Erkenntnissen der Mensch das Maß der Dinge bleibe.
Rechtsanwalt Jan Kuhlen, der 2018 die Enquete Kommission Künstliche Intelligenz des Dt. Bundestages initiierte, verdeutlichte in seinem Vortrag „Zwischen Schöpfung und Entscheidung“, wie KI bei Kreativleistungen das Urheberrecht in seinem Bestreben herausfordert, den Menschen als Zentrum kreativer Schöpfung zu bewahren. Prof. Dr. Jana Möller-Herm von der Freien Universität Berlin wiederum zeigte, wie wirkungsvoll „kreative Algorithmen“ in KI-generierter Marketingkommunikation sein können. Hier ist die „Ko-Präsenz“ von KI bereits Alltag und mitunter Teil von Geschäftsmodellen.
Fotos in der Collage: Antonia Schneider.

11:00 – 11:30
Kaffeepause
Schöpfen mit KI
11:30 – 12:00
12:00 – 12:30
12:30 – 13:00

Prof. Dr. Sabine Fischer, Professorin für Ideenökonomie in der digitalen Transformation u. a. an der Universität der Künste, sah in ihrem Vortrag „keinen Streit mit der KI“. Wie solle ein Streit mit Chat GPT auch funktionieren, wo die KI doch „keine eigenen Ideen“ habe? In Abwandlung des ursprünglichen Programms zeigte Dierk Ziems von Konzept m in Komplizenschaft mit Dr. Steffen Schmidt, „wie eine sinnvolle Integration von KI-Tools in die Prozesse der qualitativ-tiefenpsychologischen Marketingforschung“ gelingt.
Der international bekannte Künstler Roman Lipski setzt seit Jahren KI als eine „digitale Muse“ ein, durch die im Wechselspiel neue Bildwelten entstehen, die er analog in Ölmalerei umsetzt. Sein Fazit: Künstliche Intelligenz könne „Inspirationsquelle und Werkzeug“ sein, kreativ sei sie aber eben nicht. CEO und Gründer von eye square, Michael Schießl, zeigte aus der Fülle seiner Forschungserfahrungen „wie uns die Maschine narrt“ und entwarf „Vorüberlegungen zu KI-Test-Gütekriterien im Feld der Medienwahrnehmung“.
Fotos in der Collage: Antonia Schneider.
13:00 – 14:30
Mittagspause
Programm – NACHmittag
Integration von KI in die empirische Humanwissenschaft
14:30 – 15:00
15:00 – 15:30
15:30 – 15:45
Prof. Dr. Tobias Heußler von der HS RheinMain, Wiesbaden Business School verlieh im Namen der Jury den DWG Master Award 2024 an Denise Graf für ihre Masterarbeit „Brauchen Händler noch Kundenzufriedenheitsstudien“. Die Arbeit besteche „nicht nur durch eine theoretisch fundierte Konzeptualisierung und den gezielten Einsatz quantitativ-empirischer Methoden, sondern insbesondere durch den Impuls, Einstellungen und Verhalten über digitale Kundenschnittstellen automatisiert und kontinuierlich zu messen sowie dies intelligent in die Produktentwicklung zu überführen, um letztlich das Kundenerlebnis signifikant zu verbessern“, sagte Heußler in seiner Laudatio.
Personen auf den Fotos oben links: Prof. Dr. H. Dieter Dahlhoff; oben rechts: Denise Graf; unten von links: Prof. Dr. Tobias Heußler, Prof. Dr. Jürgen Schulz, Prof. Dr. Peter Kenning, Denise Graf, Prof. Dr. Bernhard Heidel, Prof. Dr. Margit Enke, Prof. Dr. Sebastian Oetzel, der die Arbeit im Masterstudiengang „International Management“ mit dem Schwerpunkt Marketing an der Hochschule Fulda betreute.
Fotos in der Collage: Antonia Schneider.

15:45 – 16:15
Kaffeepause
KI-Kunst und Transzendenz
16:15 – 16:45
16:45 – 17:15

Pfarrer Dr. Josef Wieneke schließlich beschloss den Reigen der Vorträge mit seinem eindringlichen Ethos einer „wahrhaften menschlichen Kommunikation“, bei der die Weisheit des Herzens der KI die (ethischen) Grenzen zu setzen habe. Dies gelte besonders, um einer sozialen Spaltung aktiv entgegenzutreten.
Die spannenden Vorträge wurden im Plenum, aber auch in den Pausen und zum Abschluss der Veranstaltung intensiv diskutiert.
Fotos in der Collage: Antonia Schneider.
Die Conclusio des Moderators Jürgen Schulz hob zum Ende des Symposiums die „Verwirrungs-, Berührungs- und Entfremdungspotentiale“ der Veranstaltung selbst hervor. Dazu erinnerte er an das paradoxe Diktum des Kybernetikers und Wegbegleiters der Künstlichen Intelligenz Heinz von Foerster, nach dem nur die prinzipiell unentscheidbaren Fragen entschieden werden können – ein Weckruf an alle, die nicht nur in Sachen KI alles für schon entschieden halten.

Ab 18:30
START-UP-Pitch-Night
Eine Bühne für die besten (KI)-Ideen präsentiert in fünf oder zehn Minuten. Der Gewinner erhält 500 Euro!
Moderation: Sally Abdelghafar
Ort
eye square GmbH
Schlesische Straße 29-30
Eingang B, 2. OG links
Raum Kunsthalle
10997 Berlin
Hier finden Sie den Programmflyer zum Download.